In diesem Thread ist leider Ruhe eingekehrt und ich möchte heute die Gelegenheit ergreifen, hier eine weitere und sehr durchgreifende Verbesserung vortragen. Hintergrund ist auch die hier gelaufene Vorschlag zur Änderung der Auslegungskategorie von D nach C, dem die Werft nachkommen will.
Mit dem Neubau meiner Cora III hatte ich nämlich vorgeschlagen, ein besonderes Augenmerk auf die Abdichtung der Seitenschotten zu legen. Hierzu hatte ich gebeten, insbesondere die Seitenstringer (auch Längsschotten bezeichnet) unbedingt mit wenigstens drei zusätzlichen Lagen mit dem Rumpf zu verbinden, um nicht zuletzt die Stabilität im Bereich der Trailer Auflagen zu verbessern.
Weiterhin hatte ich gewünscht, die Verbindung Deck/Rumpf (Bereich Süllrand) von innen zuzugießen und darauf zu achten, die Schottwände zum Heckkasten und zur Kajüte hermetisch abzudichten.
Die Schottwände zur Kajüte wurden nach Vorgabe darüber hinaus sowohl backbord und steuerbord mit einem absolut wasserdichten Inspektionsdeckel, der auch in Rettungsbooten Einsatz findet, ausgerüstet (gibt es in durchsichtig und in schwarz, siehe Bild 3).
Der Deckel hat einen freien Durchgang von 180 mm, sodass sehr einfach dieser Innenraum - auch zur Lagerung von Segelutensilien (die ja immer irgendwo herumfliegen) genutzt werden kann und daher auch....kein Einsatz mehr der Styroporblöcke!
Da wird nun der ein oder andere staunen, denn wie sieht es - siehe auch Threadthema - mit der Sicherheit aus. Grundidee, die hierhinter steckt, ist eine sehr alte und bis heute in den meisten Schiffen angewandte Technik der dichten Schotten. Die berühmte Titanic war eins der ersten Schiffe, die sich stolz einer solchen Technik rühmte und die auch nie untergegangen wäre, wenn nicht ein Eisberg direkt auf einer Seite fast alle Schotts aufgeschlitzt hätte. "Die Schotten müssen dicht sein" - so der Spruch der Bootsleute seit langer Zeit!
Nun ist es vermessen, die Lis mit der Titanic vergleichen zu wollen, aber der absolut ideale Bau mit den nun schon statisch vorgegebenen Wänden lädt geradezu ein, auf diese Technik zurückzugreifen. Also wurde (zum Leidwesen der armen Mitarbeiter, denn viel Platz ist da ja nun gerade nicht in diesen Seitentanks - es wurde dann immer der Kleinste ausgewählt
) nicht nur zulameniert, sondern auch noch am Schluss mit Gelcoat ausgestrichen! Dies unter dem Hinweis, pingelig auf Dichtigkeit zu achten, da ich Schlusstest angedroht hatte
!
Hierzu hatte ich einen zusätzlichen Deckel mit Autoventil präpariert und eine kleine, prov. Kammertest Druckanlage entworfen (Bild 2). Nach Abstimmung mit dem Senior Dieter Gade und mehrfachem Nachrechnen haben wir den Maximaldruck auf 0,05 bar festgelegt und getestet: erst einmal undicht
. Also wieder hinein und nochmals Gelcoat nachtragen und dann die Erlösung ....alles perfekt dicht nach dem Motto: wo keine Luft rausgeht, kommt sicher auch kein Wasser mehr rein.
Jetzt könnte man/frau sich fragen, was dies soll und was dies mit dem Thema des Threads zu tun hat ? Ganz einfach: die Lis - Family hat auf diese Weise auf einen Schlag einen zusätzlichen Auftrieb von sage und schreibe gut 200 l bekommen, womit die Sicherheit erheblich verbessert wird. Des weiteren wird die Statik durch diese Maßnahme maßgeblich verbessert und ... der geplagte Segler hat auf dem Schiff nun zwei Stauräume mehr (die beim Segeln natürlich hermetisch verschlossen sein müssen).
Nun wird der ein oder andere einwenden, was denn passiert, wenn ein Loch in den Rumpf gefahren wird und das Styropor fehlt: gar nichts, wenn die Schotten dicht sind!!!
In einem solchen Fall würde Wasser nämlich nur max. bis zur Wasserlinie eindringen (etwa 100 -120l) und es könnte ganz normal weitergefahren werden, der Restauftrieb des Schiffes würde immer reichen (Bild 4)! Wären die Schotten nicht dicht, würde - mit und ohne Styropor - das gesamte Schiff geflutet und es gäbe nasse Füße!
Sollte jemanden diese Sicherheit noch immer nicht reichen, könnten jederzeit nachträglich die im Handel erwerbbaren Auftriebssäcke eingeschoben werden - notwendig sind diese jedoch nicht.
Christian hat sich diesem Umbau angeschlossen (Bild 1, Ausbauzwischenstadium) und auch eine 6.0 wurde nun schon mit dieser Neuerung ausgeliefert. Die Werft hat sich entschlossen, diese Umbauidee anzunehmen und zukünftig in allen Neubauten anzuwenden! Damit entspricht diese Änderung auch Prüfvorgaben i. S. der Kategorie C, wonach eine Druckmessung bei vorhandenen, geschlossenen Schotträumen angewandt werden soll!
Grüße, Harald