Ruderbruch auf offenem Wasser

  • Liebe Leute,


    ein kurzer Erfahrungsbericht für die Wandersegler_innen in der LIS-Gemeinde. Wir waren am vergangenen Wochenende zum ersten Mal auf der Waddenzee unterwegs, mit dem guten alten LIS-Jollenkreuzer. Von Hindeloopen über die Schleuse Kornwerderzand nach Vlieland, Stichting Anloophaven, am nächsten Tag zurück. Der Wind war westlich, 5 bis 6, Abfahrt die Waddenzee hin- und zurück jeweils gute zwei Stunden vor Hochwasser.


    Zunächst: Absolut lohnenswertes Revier, sofern man lange Schläge mag, etwas Erfahrung mitbringt und mit Wind, Strom und Welle klarkommt.


    Zum Ruderbruch: Der Rückweg von Vlieland fing perfekt an, mit 7 Knoten und mehr im erstem Reff Richtung Kornwerderzand. Welle 1 Meter. Dann, nach 8 SM, halber Weg, bricht das Holzruderblatt glatt unter Ruderkopf ab.


    - Versuch Nummer 1: Fock weggerollt, Groß oben gelassen. Boot lag den Umständen entsprechend ruhig, fast wie Beiliegen. Erster Versuch, mit dem Paddel und einem Bändsel ein Notruder zu bauen, hat nicht funktioniert, da mit dem Paddel keine effiziente Ruderwirkung zu bekommen war.

    - Kurze Lagebesprechung und Seekartenstudium: Neues Ziel Harlingen (8,5 SM), das raumschots lag.

    - Groß weg, und dann unter Maschine vor dem Wind nach Harlingen mit unterschiedlichen Wellenhöhen, je nach Wassertiefe. Unangenehme Riesenschaukelei mit vielen Drehern. Die Situation war besser, als wir das Schwert zu 75 Prozent hochgezogen hatten. Danach relativ angenehme Fahrt unter Motor; nach zwei Stunden sind wir in Harlingen eingelaufen.


    Wir hatten keine Vorerfahrung mit Ruderbruch, dennoch waren wir die ganze Zeit über weitgehend entspannt. Das Boot hat sich trotz Welle und ohne Steuerung als erstaunlich seetüchtig gezeigt.


    Das gutes Gefühl beruht darauf, dass wir eine Funke dabei hatten (inkl. DSC), so hätten wir jederzeit Schlepphilfe anfordern können. Außerdem gab es einen Satz Leuchtkugeln an Bord. Damit hatten wir hinreichend Möglichkeiten zur Alarmierung, falls die Situation doch noch heikel geworden wäre. Ohne Funke würde ich nicht mehr rausgehen auf’s offene Wasser. Zweitens hatten wir einen relativ kräftigen Motor (Malta, 3,5 PS) und mit 8 Litern ausreichend Sprit bevorrated. 3,5 Liter haben wir schließlich gebraucht.


    Schotbruch und beste Grüße

    Gernot

  • ....interessanter Bericht und Chapeau für eine solche Fahrt mit der Lis. Ich kenne das Revier gut, da ich diese Strecke viele Male mit meinem 4 t Motorsegler gesegelt/gefahren bin. Bei der angegebenen Windstärke mit der Lis alle Achtung - das hätte ich mich nicht getraut, wenngleich ich vor Dänemark auch mit der Lis die Küsteabschnitte (Esbjerg) abgesegelt habe.


    Den gleichen Ruderbruch habe ich auch schon hinter mich gebracht - ist eine Schwachstelle bei den älteren Booten. Die neuen Ruderblätter aus GFK halten da vielmehr aus (wenn sie nicht Wasser ziehen:().


    weiterhin Mast und Schotbruch

    Harald