LIS Wiederbeleben

  • Hallo Segelfreunde,


    ich habe mir vorgenommen, diesen Winter unsere Lis-Jolle, die seit ca. 15 Jahren in unserem Familienbesitz ist (und seit ca. 8 Jahren kaputt in der Scheune rumsteht) an den notwendigen Stellen zu reparieren und Teile zu erneuern, um sie im Sommer wieder zu segeln. Ich vermute, dass die Instandsetzung aufwändig und teuer wird, jedoch sind Rumpf und Segel soweit ich beurteilen kann noch in gutem Zustand. Geld für ein neues Boot is nicht da und außerdem ist die LIS auch eine tolle Jolle.
    Ich bin wohl handwerklich geschickt, jedoch habe ich wenig Segelerfahrung und auch von der Bootstechnik wenig Ahnung.


    Da die letzten Nutzer nicht besonders pfleglich mit der Jolle umgegangen zu sein scheinen, muss ich nun auch Teile reparieren, von denen ich gar nicht wusste, dass sie kaputt gehen können. Hinzu kommt, dass derjenige, der sich vor einem Jahrzehnt um die Jolle gekümmert hat, ein Sparfuchs war und hier und da unprofessionelle Lösungen verwendet hat, welche ich ersetzen möchte.


    Es kommt leider erschwerend hinzu, dass die Jolle knapp 100 KM entfernt steht, und ich nicht spontan Fotos machen oder Maße nehmen kann.


    Hier also nun meine Fragen:


    - Die gesamte Takelage sieht nicht mehr brauchbar aus, also müssen neue Seile her. Was für welche sollten es denn sein? Lieber Kunstfaser oder Naturfaser? Welchen Durchmesser muss ich wofür wählen? Bekomme ich die Seile im Baumarkt? Welche Länge sollten sie haben? Gibt es vielleicht günstige “Markenseile” die sich bewährt haben und wie lautet die Typ-Bezeichnung? Macht es Sinn auf eine bestimmte Farbkodierung der Seile zu achten, um so z.B. auf dem ersten Blick die beiden Fockschoten und die Großschot voneinander unterscheiden zu können?
    Ich hab mich entschieden folgendes neu zu kaufen:
    -Großfall
    -Fockfall
    -”Schwertfall(?)” Ich meine das Seil vom Segler zur Schwert-Talje in der “Schlupfkajüte ”. Es handelt sich um den 80kg Ballastschwert. Von der Talje zum Schwert ist ein Stahlseil, das ich der Einfachheit wegen beibehalten möchte. (wie würde es ersetzt werden?)
    - “Ruderniederholer” Da sich an der Pinne nur ein Seil befindet, ist das wohl der Niederholer für das Schwimmende Runderblatt, denke ich.
    -Großschot
    -2x Fockschot
    -Seil für die “Rollfock-Roll-Vorrichtung”
    -2 bis 3 x Festmachleinen



    - Der Mastfuß (heißt das so? Ich meine das Metall-Teil auf der “Schlupfkajüte ”, in das der Mast gestellt wird) ist abgebrochen und muss nun wieder mit den Blindnieten am Boot befestigt werden. Die Frage nun: Wie lang müssen die Blindnieten sein? Ich habe ein Blindniet testweise in die bohrung gesteck.Ein Durchmesser von 5 mm passt, allerdings sind die 25mm Blindnieten zu lang. Welche Länge soll ich kaufen?


    - Ein Want ist gerissen. Ich habe bereits ein vergleichbares Stahlseil im Baumarkt gekauft, allerdings müssen noch Ösen in die Enden. Außderdem sieht es so aus, als seien die Enden der Stahlseile in eine Art Stahl-Klemme gepresst. Wie nennt man diesen Arbeitsschritt und wie macht man das?


    - Das Ruderblatt ist gebrochen und verlorengegangen, jedoch ist das Stück, das im Ruderkopf steckt noch vorhanden. Nun habe ich eine möglichst feste Sperrholzplatte in entsprechender Stärke besorgt, welche noch in Form gebracht, grundiert und mit Bootslack lackiert wird. Ist die Form des Ruderblatts entscheident? Wie sind die Maße? Wie schwer ist es, die Befestigung für das Seil in das Ruderblatt zu machen?


    Ich hoffe meine Fragen verständlich gestellt zu haben und freue mich auf eure Ideen und Anmerkungen.


    Vielen Dank im voraus!
    Egon

  • Hallole,


    willkommen im besten LIS Forum der Welt :D


    Wo steht die Jolle denn? Evtl. kann ein LISSIANER das Boot einfach mal mit Dir zusammen durch schauen. Oder komm zur Boot Düsseldorf. Dort lässt sich alles in Ruhe durchsprechen.


    Ein paar Hinweise:
    weder Seile noch Draht aus dem Baumarkt (außer Bauhaus Nautic) taugt. Die Bruchlasten bei Baumarktware sind viel geringer.
    Leinen: das hängt vom Segelstil und Anspruch ab. Daher besser in einem Yachtshop beraten lassen. Ein paar Anhaltswerte:
    Fockshot: 6mm
    Großschot: 8-10mm
    Fallen: 3/4mm Dyneema Mix, oder 4/5mm vorgereckte ohne Dyneema
    Schwertfall: Draht oder Dyneema (hier im Forum mal mit Schwertfall suchen, da gibt es genaue Anleitungen/Bilder)
    Festmacher 8/10mm
    Rollfock 3/4mm


    Bei den Seilereien (Liros, Gleistein, FSE usw. findest Du auf den Homepages auch Broschüren zur Kaufberatung/Empfehlung von Leinenstärken)


    Wanten: Terminals pressen lassen (!), "normale" (Baumarkt-) Kauschen/Pressungen sind nicht annähernd so belastbar. Sauber verpresste bekommst Du von einem guten Bootsservice geschickt (bspw. Bootsservice Becker, aber da gibt es viele andere), auch passende Leinen. Wenn Du Dir bei den Leinen sicher bist, kannst Du auch von einem Seilerestekiste Verkäufer günstige Angebote bekommen. Auch die Gade Werft verkauft Dir passende und nicht teure Sachen. Als Mitglied in der Klassenvereinigung gibts noch Rabatt.
    Maße vom Ruder findest Du hier im Forum. Für eine einfache Sperrholzplatte ist die LIS mit 5m schon grenzwertig groß (ist ja kein Opti). Stabverleimt und mit Glasfaser/Epoxy Überzug wäre eine übliche Konstruktion. Auch hier kann aber die Werft evtl. etwas gutes gebrauchtes Anbieten.


    Ansonsten sind Bilder immer gut. Dann kann man schnell sehen, ob Deine LIS mit Standardmaßen wieder aufgebaut werden kann (bspw. Wantenlänge) oder ob an dem Boot im Laufe der Zeit etwas umgebaut wurde.


    have fun...

    Bootsblog und Refit Log LIS Jollenkreuzer G1240 (Archiv)

  • Also mein Ruderblatt ist auch aus Sperrholz und es macht nicht den Eindruck, zu schwach zu sein ;)
    ( Ich dachte, es wäre das Original von 1975, aber da mag ich mich täuschen).
    Es muss natürlich gutes, wasserfest verleimtes Bootsbausperrholz sein.


    LG
    Christian