Am Besten lernt man ja aus den eigenen Fehlern, aber manchmal ist es sicherlich angenehmer aus anderer Leute Fehler zu lernen ... also oute ich mich hier mal ;-).
Die Woche vor Ostern waren wir eine Woche Segeln in Ostfriesland auf dem Großen Meer. Zufahrt aufs Meer war durch den Kanal durch eine relativ schmale Einfahrt, welche ich mit dem E-Motor und killenden Segeln genommen habe. Ich hatte schon ein paar Tage wegen zu viel Wind (also für mich) ausgesetzt und heute ging es früh los mit meiner Liebsten, denn es waren 4-5 Beaufort angesagt und es sollte später dann 5-6 werden.
Alles kein Problem, wir segeln nur mit dem Groß oben und auch sehr aufrecht, weil das Große Meer doch an vielen Stellen sehr flach ist und ich das Schwert kaum ausgefahren habe. Selbst das Ruder ist nicht ganz unten.
Alles läuft gut, klar laufen wir keine große Höhe, aber der Wind steht eigentlich günstig zum "hin- und hersegeln" und dann wieder raus auf den Kanal. Als es weiter auffrischt holen wir das Groß an einer geschützten Stelle herunter und wollen dann unter Fock einmal zurück wieder zur Ausfahrt. Der Plan ist die Fock ja dann schnell und stressfrei per Rollanlage bergen zu können.
Tja, hinterher ist man immer schlauer. Bin mir nicht sicher, ob ich hier die richtigen Schlüsse ziehe, aber mit der Fock, kaum Schwert und leicht aufgeholtem Ruder treibt die Fuhre recht schnell leewärts weg, ohne dass ich da durch Steuern viele dran ändern kann. Es wird flacher und flacher und das Elend nimmt seinen Lauf und wir landen im Schilf, klassische Legerwall-Situation würde ich mal sagen.
Na gut, in der Not und obwohl es verboten ist versuche ich den E-Motor zu starten, um uns bis zum Ausgang zu "retten". Nix tut sich. Ich merke erst etwas zu spät, dass die vorne fest an der Bugöse vertäute Festmacherleine über Bord gegangen ist und jetzt im Propeller hängt. Ein richtig grober Fehler, der mich auch so richtig ärgert! Leider startet der Motor auch nicht mehr, nachdem dieser vom Tauwerk befreit ist und ist für den Rest des Urlaubs hinüber. Ich fürchte da ist was an der Welle kaputt. Muss zur Reparatur oder evtl. wirft da ein kundiger Segelkollege mal einen Blick drauf.
Was folgt ist eine kräftezehrende und recht unwürdige Aktion mit durch den Schlick stampfen, staken und rudern, wobei wir immer wieder durch Wind und Wellen an den Uferrand gedrückt werden. Um es mit den Worten meiner Liebsten zu sagen, die zwischendurch etwas den Humor verloren hat: Was für eine Riesenscheu§§e
In der Selbstanalyse sage ich mal: Zuviel Angst gehabt das Groß-Segel bei viel Wind zu bergen, wobei das im Wind stehend vermutlich gar kein Drama gewesen wäre. Nur mit der Fock segeln auf dem Kurs schon so relativ nahe am flachen Bereich (wobei es schneller flach wurde als gedacht). Und ich denke im Nachhinein ich hätte das Groß wieder setzten sollen und dann das Boot einfach gegen den Wind soweit es im Flachen geht rausziehen und dann wieder Segeln. Wäre vielleicht die bessere Lösung gewesen. (Über die über Bord gegangene Festmacherleine schweige ich hier mal.)
Naja, hinterher ist man immer schlauer und war alles in allem schon sehr ärgerlich, natürlich auch die Sache mit dem Motor. Aber ich denke ich bin auch um einige Erfahrungen reicher und sehe die Gefahr von Legerwall-Situationen jetzt schon mit etwas anderen Augen .