Lis Family

Die Lis-Jolle nur mit Kajüte für zwei Personen

Klein, aber oho: Lis-Family Ein Kreuzer für Segeleinsteiger


Das etwas andere Aussehen der neuen Lis-FAMILY fällt sofort auf, obwohl sich am Konzept des Kreuzers nichts Grundsätzliches geändert hat. Der Rumpf basiert nach wie vor auf dem der schnellen Lis-Jolle, die als Regatta-Einheitsklasse eine große und begeisterte Fangemeinde hat, und auch das Rigg stammt von der Jolle. Die Kajüte der FAMILY wurde verlängert und bietet mehr Kopffreiheit als die des Jollenkreuzers. Der Rumpf ist dreizehn Zentimeter breiter geworden, und das Cockpit hat ein schützendes Süll erhalten. Wir verwenden für den Bau der FAMILY die alte Rumpfschale des Jollenkreuzers und drücken sie auf die neue Breite, sagt Dieter Gade, der Hersteller der Lis-Boote. So spart die Werft die Kosten für eine neue Form und kann die FAMILY entsprechend günstig anbieten.


Eine wesentliche Veränderung verbirgt sich unter Wasser: Man hat das Ballastschwert, das auch die Jolle und den Jollenkreuzer kentersicher machen soll, schwerer gemacht. Während das etwa zehn Kilogramm wiegende Laminat des Jollenkreuzer-Schwertes 30 Kilogramm Ballast trug, hat man dem Schwert der FAMILY 65 Kilogramm Blei spendiert. Der zusätzliche Ballast soll das Boot zusammen mit der grö6eren Breite steifer und gutmütiger machen. Zielgruppe der FAMILY sind neben Regattaseglern vor allem Segeleinsteiger und junge Familien. Sie sollen das beruhigende Gefühl haben, auch einmal einen Fehler machen zu dürfen, ohne gleich mit einem kühlen Bad bestraft zu werden. Die Mastlegevorrichtung ist verbessert worden: Das Vorstag läßt sich jetzt vom Cockpit her aushängen. Eine Person reicht aus, das Boot aufzutakeln. Dieter Gade hat mir demonstriert, daß man mit etwas Routine nicht mehr als 15 Minuten braucht, um den Mast zu setzen, die Segel anzuschlagen und das Boot abzuslippen. Ansonsten ist auf der Lis FAMILY alles beim Alten und Bewährten geblieben.


Rumpf und Deck - die Werft gewährt auf beide Elemente eine fünfjährige Garantie - bestehen aus einem Massivlaminat und sind miteinander verklebt. Über der Nahtstelle ist eine starke Scheuerleiste angebracht. Die Püttinge sind sowohl mit dem Rumpf als auch mit dem Deck verbunden; diese Verbindung wirkt wie eine zusätzliche Verschraubung. An allen belasteten Bereichen sind Verstärkungen einlaminiert. Der Mast steht auf dem Deckshausdach - er ist deshalb 40 Zentimeter kürzer als der der Jolle, trägt aber die gleiche Segelfläche wie diese und wird vom Hauptschott und einer unter das Dach laminierten massiven GFK Rippe getragen. Die Wanten sind leicht nach hinten gelenkt, so daß der Mast ohne Achterstag auskommt. Auch auf eine Saling wurde verzichtet: Zwei etwa auf halber Höhe des Vorstagbeschlages angebrachte Drahtstropps steifen das Mastprofil am Wind gegen seitliche Verwindungen aus. Lis Boote sind unsinkbar: Unter den Duchten befinden sich abgeschottete und mit Styropor gefüllte Tanks. Deren Auftrieb ist so groß, daß Cockpit und Duchten trocken bleiben, selbst wenn das Boot flach auf dem Wasser liegt.

Unter Segel

Ich hatte die Möglichkeit, die neue Lis-FAMILY auf einem See in der Nähe von Düsseldorf zu segeln. Das Schiff ist schnell aufgetakelt und geslipt. Nach dem Einstieg in die Lis-FAMILY erlebe ich zunächst einmal ein neues Sitzgefühl. Das große Süll im Rücken gibt Halt und ein Gefühl von Schutz, das eher an ein Dickschiff als an eine Jolle erinnert. Allerdings ist die FAMlLY mit ihrem 80 Kilogramm schweren Ballast-Schwert merklich steifer als der Jollenkreuzer. Zu Geschwindigkeitsverlusten führt das zusätzliche Gewicht erstaunlicherweiser nicht; das dürfte sich auch bei stärkerem Wind nicht ändern, da die FAMILY auch mit weniger Gewicht auf der hohen Kante aufrecht gesegelt werden kann. Das Achterliek des Großsegels ist im oberen Drittel stark gerundet und wird hier von zwei durchgehenden, weiter unten von kürzeren Segellatten gestützt. Das Ruder arbeitet wirkungsvoll; die Pinne, beziehungsweise ein gut in der Hand liegender Ausleger, erlaubt feinfühlige Steuersignale. Das Schwert ist unterhalb der Wasserlinie gelagert und kann auf Vormwindkursen mit einer dreifach geschorenen Talje ohne großen Krafteinsatz eingeklappt werden. Auch am Wind sind - zumindest bei den Geschwindigkeiten, die wir erreichen - keinerlei Klappergeräusche feststellbar. Eventuell überkommmendes Wasser fließt durch zwei große Lenzöffnungen am Heck des Bootes wieder ab. Diese Öffnungen kann man mit Kugeln verschließen, die über einen Gummizug in Position gebracht werden. Beim Krängungstest bringt Dieter Gade 80 Kilogramm Lebendgewicht auf die hohe Kante, die FAMILY krängt nur um zehn Grad. Von Hand - und nicht ohne Mühe - legen wir das Boot flach auf die Seite. Am Mast-Topp der FAMILY messen wir in dieser Lage mit Hilfe eines Wassereimers noch ein aufrichtendes Moment von etwa 300 Newtonmeter.

Fazit

Die Lis-FAMILY bietet ausgesprochen gutmütige Segeleigenschaften. Beachtlich für einen kleinen Jollenkreuzer ist die Stabilität des Rumpfes. Unter Deck wurde zusätzlicher Lebensraum gewonnen. An Deck schützt ein großes Süll. Die Qualität der GFK-Verarbeitung auch die der Beschlagsausstattung ist sehr ordentlich. Die kleine Kabine der FAMILY bietet wahlweise eine Liegewiese für zwei Erwachsene oder einen Salon mit Tischchen und ausreichender Kopffreiheit.